Niedlicher Kinderfilm oder reiner Kapitalismus? Die Maskottchen-Mäuse vom Europa-Park bekommen ihren eigenen Kinofilm…
Der erste Platz
Eddas größter Traum ist es, Rennfahrerin zu werden und beim Grand Prix of Europe den ersten Platz zu ergattern. Ihr Vater führt einen kleinen Freizeitpark mit einer Rennstrecke für Kinder, auf der Edda täglich übt.
Doch die Gäste bleiben aus und damit auch die Einnahmen. Zur gleichen Zeit kommt der erfolgreiche Rennfahrer Ed in ihre Stadt und trifft auf Edda. Als sich der Star-Fahrer verletzt, nutzt Edda ihre Chance und nimmt Eds Platz in den nächsten Rennen ein. Sie begibt sich auf ein Abenteuer mit einer Rennstrecke durch ganz Europa und will mit dem Preisgeld den Park ihres Vaters retten.
Eine unlustige Schönheit
Auf den ersten Blick fällt direkt auf, dass der Film überraschend schön animiert ist. Die Farben leuchten, die Charaktere sehen fast alle niedlich aus und die verschiedenen Locations haben ihren Charme. Im Gegensatz zur schönen Präsentation der Strecken z.B. durch die Schweiz, lässt der Humor etwas zu wünschen übrig.
Die Witze sind eher unkreativ und funktionieren selten. Es gibt Kinderfilme wie Shrek (2001) oder eben Cars, bei denen der Humor auf mehreren Ebenen funktioniert und dadurch verschiedene Generationen zum Lachen bringt. Grand Prix of Europe schafft das leider nicht und lässt die Erwachsenen schweigend im Saal zurück.
A Copy of a Copy
Die Geschichte ist extrem einfach gehalten und dadurch mehr als vorhersehbar. Dasselbe haben wir schon in Cars (2006) und vielen anderen Filmen gesehen. Hier fahren nur eben Tiere statt die Autos selbst. Bei Cars gibt es jedoch eine emotionale Bindung zu den Charakteren und eine Geschichte, die auch Erwachsene noch bewegen kann.
Grand Prix of Europe erreicht diese Ebene nicht und bleibt oberflächlich. Die Möglichkeit mitzufiebern oder sich in die Charaktere hineinzufühlen bleibt größtenteils aus. Als Botschaft wird zuerst präsentiert, dass Siegen nicht alles ist. Am Ende gäbe es ohne Sieg aber kein Happy End für die Mäuse und so wird die eigene Botschaft nicht weiter verfolgt.
Leere Stereotype
Ed, Edda und alle Tier-Charaktere um sie herum sind denkbar einfach und stereotyp gehalten. Es gibt den eingebildeten Star, der sich emotional öffnen muss und ein Mädchen aus einem ärmeren Verhältnis, das ihren Traum verwirklichen will.
Auch die Ziege kommt natürlich aus der Schweiz und liebt Käse. Ansonsten gibt es kaum Überraschungen und einen Charakter, der repetitiv denselben Witz bringt, welcher kein einziges Mal funktioniert. Nur einer der Rennfahrer kann herausstechen: ein Rabe, mit einigermaßen viel Präsenz und einer schönen Entwicklung.
Die Park-Kampagne
Zum 50. Jahrestag des Europa-Parks wurde hier einiges aufgefahren. Man merkt dem Film seinen Freizeitpark-Ursprung an und hat des Öfteren das Gefühl in einem Werbefilm zu sitzen, nicht nur für den Park, sondern für ganz Europa. Die Europa Propaganda wirkt dabei einigermaßen angenehm, da schöne Landschaften gezeigt werden und die Mühe in den Animationen zu sehen ist.
Es bleibt aber ein inhaltlich sehr leerer Film, der möglichst viele Kindern zu Fans von den beiden Mäusen machen soll. Das Ziel: Die nächsten Sommerferien will das Kind unbedingt in den Europapark und am besten noch das Buch, die Tonie Figur und das Videospiel zum Film kaufen. Hier wurde wirklich der Kapitalismus durchgespielt und möglichst viel an Produkten herausgeholt. Die Werbung im Film ist zwar nicht immer aufdringlich, aber man merkt, dass es weniger darum geht Kindern eine schöne Botschaft zu vermitteln, sondern viel mehr darum Kindern möglichst viel zu verkaufen.
Fazit
Im Kino wird deutlich: Grand Prix of Europe ist pure Werbung für den Europa-Park. Trotzdem ist die Qualität der Animationen gelungen und Kinder werden ihren Spaß haben. Die Geschichte, als auch die Charaktere bleiben jedoch leer und es werden weder Überraschungen noch ein Mehrwert geboten. Wer mit der Erwartung reingeht 90 Minuten sanfte Unterhaltung und ein paar schöne Bilder zu bekommen, wird am Ende jedoch einigermaßen zufrieden aus dem Saal gehen.
Autorin: Melanie Fibich