Verliebt in den Freund der eigenen Schwester? „All das Ungesagte zwischen uns“ wirft mit Gefühlen nur so um sich…
 
Liebe und Trauer
 
Morgan (Allison Williams) wird schon jung schwanger, heiratet deshalb ihren aktuellen Freund und richtet von da an ihr Leben nach ihrer Tochter Clara (Mckenna Grace). Doch diese hat ihren ganz eigenen Willen. Sie kommt gerne zu spät und überschreitet ihre Grenzen. Als sich eine Romanze mit ihrem Schwarm Miller (Mason Thames) anbahnt, wird die Mutter Tochter Beziehung weiter strapaziert.
 
Doch auch Morgan hat neben ihren Mutter Pflichten einige Gedanken zu sortieren, denn sie ist schon seit ihrer Jugend in den Freund (Dave Franco) ihrer Schwester (Jenny Davidson) verliebt. Als ihre Schwester und ihr Schwarm in einem Unfall sterben, werden viele Fragen aufgeworfen und einige Gefühle wieder aufgerüttelt…
 
Ein Titel ohne Ende
 
Zu bemängeln ist auf jeden Fall der deutsche Titel: viel zu lang und nicht einprägsam. Die Filmemacher hatten jedoch auch kaum eine Wahl, denn auch der Titel stammt vom Buch, welches den Film inspirierte. Die wohl eher jüngere Zielgruppe des Films, sollte aber eigentlich auch fähig sein den simplen Original Titel „Regretting You“ zu verstehen oder Google Translator zu öffnen.
 
Neben dem unglücklichen Titel war auch schon das erwähnte Buch kein Hit. Fans benennen es mitunter als das schlechteste Werk von Colleen Hoover. Ob das so stimmt, bleibt aber natürlich Geschmackssache. Die Kritikpunkte vom Original werden im Film jedenfalls 1:1 kopiert und damit bleiben auch die Enttäuschungen für die Fans erhalten.
 
Gefühlschaos
 
Wer nach der aktuell gehypten Serie „The summer I turned pretty“ immer noch Lust hat auf trashiges Liebesdrama mit vorhersehbaren Charakterhandlungen, der ist hier genau richtig. Und das ist gar nicht unbedingt abwertend gemeint, denn manchmal braucht es einfach genau so etwas um abzuschalten und sich in eine Welt voller Gefühle zu begeben. Und an Gefühlen bekommt man hier tatsächlich die volle Ladung. Liebe, Trauer, Witz, Cringe… alles ist dabei und der Wechsel zwischen diesen, ist wirklich schnell… teilweise aber auch zu schnell.
 
Humorvolles Wimmelbild
 
Sei es wegen den unangenehmen Momenten oder, weil tatsächlich guter Humor vorzufinden ist, zu einigen Lachern kommt es definitiv. In einigen Szenen ist sich der Film überraschend gut seiner eigenen Erzählmuster bewusst und reflektiert diese durch Humor. Auch der Aspekt, dass die Figur „Miller“ Fan von Klassiker Filmen wie „Der Pate“ ist, macht den Film etwas interessanter.
 
Jedes Mal, wenn wir in seinem Zimmer sind, beginnt eine kleine Suche auf einem Wimmelbild der Filmlegenden. In die Reihe der zeitlosen Meisterwerke an Millers Wand kann sich „All das Ungesagte zwischen uns“ aber nicht gesellen.
 
Vorhersehbare Vorhersehbarkeit
 
Es war zu erwarten, dass der Inhalt komplett vorhersehbar ist, auch wenn man das Buch vorher nicht gelesen hat. Durch genau diese Buchvorlage ist die Geschichte natürlich auch wenig flexibel, aber ein paar Schwachstellen hätten wenigstens ausgebessert werden können. Stattdessen wird der einzige große Twist direkt schon im Trailer preisgegeben und Stereotype folgen auf Stereotype.
 
Es gibt viele dumme Entscheidungen und wenig Kommunikation zwischen den Charakteren. Vielleicht ist es aber auch Absicht alles so einfach wie möglich zu halten, denn den Überblick über die Charaktere zu behalten ist schwer genug. So dauert es eine gewisse Zeit, bis verständlich wird, wer welche Beziehung zu wem hat.
 
Ein Schauspiel
 
Der Cast passt optimal in die Rollen. Allison Williams spielt mit Morgan eine Mutterrolle, die man ihr gut abnehmen kann. Auch sie muss viele verschiedene Gefühle mit ihrem Charakter durchmachen und diese sind solide anzuschauen. Ihre anziehende Verbindung zu Dave Francos Rolle „Jonah“ kommt jedoch nicht gut rüber. Keinerlei Funken oder Spannungen werden wahrgenommen.
 
Mckenna Grace und Mason Thames passen hingegen gut zusammen und geben ein sympathisches Team ab. Ihre Szenen bringen am meisten Witz in den Film und am wenigsten schlechte Momente. Hätte man sich ausschließlich auf die beiden Charaktere konzentriert und das Drumherum der Eltern weggelassen, wäre der Film als Ganzes vermutlich um einiges runder gewesen.
 
Fazit
 
Wer das Buch gelesen hat und es nicht mochte, der braucht kein Geld in ein Kinoticket zu investieren. Wer das Buch mochte und über die Schwachstellen hinweg sehen konnte, wird hier auf jeden Fall Spaß haben. Aber vor allem ist „All das Ungesagte zwischen uns“ für alle etwas, die Lust auf eine entspannte Herbst Romanze haben, bei der nicht viel nachgedacht werden muss.
 
 
Autorin: Melanie Fibich