Das finnische Gemetzel geht in die nächste Runde. Kann der Mann, der nicht sterben will, auch dieses Mal alle Hürden überleben?
 
Die Rückkehr

Nachdem Aatami (Jorma Tommila) im Krieg seine Frau und seine Kinder verloren hat, tötete er im ersten Teil eine Menge Nazis. Mit dem Jahr 1946 kommen wir nun im zweiten Teil von Sisu an. In Road to Revenge übermannt Aatami, der mittlerweile eine finnische Legende geworden ist, die Nostalgie. Er reist zurück zu seinem alten Haus, welches nun in den Grenzen der Sowjetunion liegt. Kurzerhand baut er jeden Balken einzeln ab und verlädt sie auf seinen monströsen Truck. Auf den letzten 140 km in Richtung Heimat wird er jedoch von alten Feinden überrascht. Es beginnt erneut eine Verfolgungsjagd mit viel Blut und Gemetzel.
 
Ein neues Kapitel

Die Idee, Aatami wieder zu seinem Haus zurückzubringen ist für eine Fortsetzung durchaus geeignet und sinnvoll, zumindest im Sisu Kontext. Wie der erste Teil, wird auch der Nachfolger in Kapitel aufgeteilt… und mit jedem neuen Kapitel steigert sich die Action ins Absurde. So beginnt alles ganz ruhig und langsam, während wir die finnische Legende zu seinem Haus begleiten. Es wirkt fast so, als würden uns jetzt 80 Minuten nur alte Männer auf alten Autos erwarten. Doch kurz bevor einem fast langweilig wird, startet dann endlich die Action.
 
Absurde Steigerungen
 
Pro Kapitel gibt es eine wirklich tolle und angenehme Steigerung, denn mit jedem findet man sich mehr in die Art der Action und des Humors hinein. Es baut sich ein Kontrast auf zwischen dem friedlichen und gut ausgeleuchteten Naturgebiet und der brutalen Action mit Blut und Gewalt, welcher sich in jedem Kapitel erneut auffinden lässt. Wir beginnen immer wieder mit einem ruhigen Moment, der sich dann innerhalb des Kapitels in jeglicher Form steigert. So wird es zwar immer absurder, aber auch immer witziger, da man sich eingewöhnt hat. Am Ende des Films wird die Action dann extrem unrealistisch, aber zu diesem Moment bietet sie genau das richtige Finale. Vor allem Fans vom ersten Teil werden natürlich auch von Anfang an ihren Spaß haben.
 
Kein Blutbad
 
Die Aufteilung in Kapitel erinnert stellenweise fast an Christopher Nolans Dunkirk. Vor allem als es einen Wechsel der Perspektive zu Flugzeugen gibt, ist die Ähnlichkeit kaum zu übersehen. Wenn man jedoch auf den Realismus-Aspekt und das Niveau des Filmes schaut, wird schnell klar, dass die Ähnlichkeit sehr begrenzt ist. Was die Mengen an Blut angeht, war eigentlich hier jedoch fast mehr zu erwarten, denn es gibt kein endloses Blutbad. Enttäuscht ist man aber trotzdem nicht unbedingt, denn das Blut ist an den richtigen Stellen gut eingesetzt.
 
Sprachlos
 
Für Keanu Reeves wäre die Hauptrolle jedoch wohl ein Traum, denn laut Gerüchten hat er bei John Wick 4 pro Wort 40.000 $ verlangt, um so wenig wie möglich zu reden. Aatami spricht in Sisu: Road to Revenge genau 0 Worte. Dafür reden seine Mimik und seine Taten für ihn. Das Schauspiel ist im gesamten Film total in Ordnung und bei den Hauptrollen sogar oft gut. So hat der Film gar kein Problem durch die Wortarmut – im Gegenteil, es ist einem fast nicht bewusst bis zum Ende. Vom Antagonisten und anderen Nebencharakteren gibt es regelmäßig One-Liner, die möglichst simpel sind. Trotzdem übertragen sie genau den Humor und die Aussagen, die nötig sind.
 
Die Klassiker
 
Die Kampfszenen sind kreativ gestaltet und machen einfach Spaß. Ein Auto, das über eine zufällige Rampe in den Himmel fliegt und episch landet… diesen Klassiker kennen wir alle in der einen oder anderen Form. Road to Revenge hat genau solche abgedrehten und möglichst epischen Stunts haufenweise. Nur wird hier so übertrieben, dass der Großteil davon einfach nur lustig ist – aber eben wirklich lustig und nicht lächerlich, da deutlich klar ist, dass die Filmemacher genau wissen, was sie da tun. Genau diese Übertreibung ist das Ziel, und sie funktioniert.
 
Trash
 
Natürlich ist auch der zweite Teil von Sisu total inhaltslos und intellektuell nicht fordernd. Die Gewalt ist komplett unrealistisch und übertrieben. Klingt soweit erst mal wie eine schlechte Kritik, aber genau diese trashigen Elemente sind eben absichtlich eingearbeitet und vollkommen bewusst Teil des Films. So wird klar, dass es sich hier vielmehr um eine Komödie als um ein Action-Gemetzel handelt. So lässt sich Trash einfach genießen, da man nicht vor Dummheit fremdschämt, sondern mitlachen kann.
 
Fazit

Sind wir mal ehrlich: Der Film ist schnell vergessbar und regt keine spannende oder tiefgründige Unterhaltung nach dem Kino an, aber er bringt eine echt lustige und unterhaltsame Zeit mit sich. Wer einfach mal den Kopf ausschalten will und über dumme Gewalt lachen kann, ist hier genau richtig.
 
 
Autorin: Melanie Fibich